Early Adopter sind die Gewinner der Krise

Early Adopter: Was bedeutet der Begriff und was hat er mit der Krise zu tun? 

Im Moment gibt es einen Begriff, den ich immer öfter verwende, egal ob in meinen Keynotes oder in one-2-one Trainings: Der EARLY ADOPTER (EA). Ein Kunde fragte mich neulich grinsend: “Early Adopter, sind das die Urlauber, die in der Früh immer ihre Liegestühle besetzen, also adoptieren?” Nein, das was er meinte, sind lästige Zeitgenossen, die uns das Urlaubsleben schwer machen (ich gestehe, ich habe mich auch schon ab und zu dabei ertappt). Damit haben die Early Adopter nichts am Hut: Das sind Menschen, die immer die neuesten Technologien bzw. Produkte nutzen. Sie zeigen dabei auf, wie Innovationen am Markt angenommen werden. 

Sie sind einer der 5 Verbrauchertypen, zwischen denen der Soziologe Everett M. Rogers unterscheidet: die Innovatoren, die EA, frühe Mehrheit, späte Mehrheit und die Nachzügler. Diese gliedert er nach ihrer Innovationsbereitschaft in Zusammenhang mit dem Alter, dem sozialen Status und der Höhe des Einkommens.  

Innovationszyklus: Welcher Verbrauchertyp sind Sie?

Wann haben Sie Ihr erstes Smartphone gekauft? Gehörten Sie zu den Ersten in der Familie oder der Firma und haben ein Vermögen dafür ausgegeben? Gehören Sie zu jenen Menschen, die schon seit Jahren im E-Auto durch die Gegend cruisen? Obwohl die Pragmatiker immer noch der Meinung sind, dass die Batterie-Technologie noch nicht ausgereift ist? Die Antworten verraten Ihnen einiges darüber, wie Sie ticken und Innovationen gegenüberstehen. 

Falls Sie tatsächlich immer zu den Allerersten gehören – dann sind Sie gar kein Early Adopter, sondern ein Innovator oder eine Innovatorin. Sie lieben alles Neue und testen gerne. Angst vor dem Scheitern haben Sie nicht. Sie gehören zu den 2,5 % der Bevölkerung und stehen ganz am Anfang des „Technology Adoption Lifecycle“. Das sind die ganz Mutigen und Neugierigen, die immer die neuesten Gadgets testen – aus Liebe zur Technik und Innovation.

Als Early Adopter machen Sie etwa 13,5 % der Bevölkerung aus und folgen den Innovatoren. Sie sind jedem Wandel positiv eingestellt, sind flexibel, Angst vor Veränderung haben Sie keine und Sie lieben – wie schon die Innovatoren – neue Gadgets, aber vielleicht aus anderen Gründen: Sie lieben es, vorne dabei zu sein und sehen sich als Trendsetter der Gesellschaft. Ausserdem lieben Sie es, die neuen (kostspieligen) Errungenschaften zu präsentieren. 

Oder gehören Sie zu der frühen Mehrheit (circa 34 % der Bevölkerung)? Dann pflegen Sie einen pragmatischen Umgang mit neuen Technologien. Das Produkt muss funktionieren. Punkt. 

Die späte Mehrheit macht ebenfalls circa 34 % aus, ist konservativ geprägt und nutzt das Produkt dann, wenn es die meisten bereits verwenden. 

Die letzte Gruppe – die Nachzügler – macht immerhin 16 % der Gesellschaft aus und kauft ein Produkt/eine Dienstleistung erst dann, wenn es anders nicht geht. Vielleicht kennen auch Sie jemanden im Bekanntenkreis, der seinem Wahlscheiben Telefon immer noch nachweint. 

Achtung: Diejenigen, die sich ein trendiges Wählscheibentelefon mit moderner Technik in Retro-Optik zulegen, gehören wiederum zu den Innovatoren. So schließt sich der Kreis. 

Was haben Early Adopter mit der Corona Krise zu tun? Viel, richtig viel

Wie schon gesagt, ein EA hat oft das neue iPhone, das angesagte E-Auto (egal ob Tesla oder Nio) und arbeitet schon längst online. Bestes Beispiel sind die digitalen Nomaden und alle, die vor oder spätestens während des 1. Lockdowns auf den digitalen Zug aufgesprungen sind. 

Twitch – die Plattform für Gamer

Junge GamerInnen und InfluenzerInnen zeigen es vor. Noch bevor die Masse – also die meisten von uns – unser erstes YouTube Video machen, sind die schon längst auf Twitch unterwegs, verdienen 500.000 Dollar monatlich als Streamer (wie z.B. Tyler Blevins alias Ninja) und amüsieren sich über unsere Offline-Welt Probleme. Und wundern sich über Mitmenschen, die seit dem Lockdown in einer Schockstarre verharren. 

Die digitale Welt dreht sich weiter – schneller, denn je

Dass die Digitalisierung voranschreitet, ist jedem klar. Aber, dass von heute auf morgen plötzlich alles nur mehr online stattfindet, das hätten nicht einmal die größten Digitalisierungs- BefürworterInnen prophezeit. Veränderungen gehen normalerweise langsam voran. Meist verändern wir uns erst, wenn der Hut brennt. Oder wenn uns nichts anderes mehr überbleibt. Wenn wir das Gefühl haben, dass uns sonst alle überholen und wir überbleiben. 

Corona ist ein echter Digitalisierungs-Turbo

In Österreich – pardon –  gehen Veränderungen eher langsam voran, wir gehören nur selten zu den Early Adoptern. Wie schwer Veränderungen angenommen werden, zeigt ein Beispiel aus der Praxis: Ich erinnere mich noch sehr gut, als ein guter Freund 350 iMacs an einen Konzern verkauft hat. 3 Wochen später durfte er die Geräte wieder abholen: die MitarbeiterInnen weigerten sich, von Windows auf iOS umzusteigen. Da konnten sich die Führungskräfte noch so begeistern. Sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Wirt war in diesem Fall die Angestellten, die geschlossen nicht zu den EA gehörten und die Veränderung verweigerten. 

Die böse Komfortzone – der größte Feind des digitalen Wandels 

Auch die Digitalisierung schritt in Österreich nur langsam voran – im Vergleich zu anderen Ländern, wie z.B. USA, Asien, Skandinavien. Es zeigt sich: Jede Krise hat auch ihre positiven Seiten – eine davon ist die rasante Beschleunigung der Digitalisierung. Die meisten von uns müssen jetzt auf online umsteigen. Auch diejenigen, die es sich vor dem März 2020 nicht vorstellen konnten/wollten. 

Wir alle mussten umdenken. Die lange Eingewöhnungsphase, die wir sonst immer in Anspruch nehmen, stand uns mangels Alternativen nicht zur Verfügung. Noch nie war die Phase zwischen EA und der frühen Mehrheit (und der späten Mehrheit) so kurz. Auch wenn Österreich gerade in digitalen Bereichen oft hinterher hinkt, so konnten wir – dank der Krise – mächtig aufholen. 

Webcams, Hintergründe, mobile Greenscreens

… das waren plötzlich Must-Have Produkte und weltweit ausverkauft. Haben 2020 nur die EA eine Capture Card stolz in den Warenkorb geschoben, so hat plötzlich auch der liebe Nachbar ums Eck nach dieser verzweifelt gesucht. Verrückt. Remote Working hat die Masse erreicht. EA müssen sich nach neuen Bereichen umsehen, um aus der Masse hervorzustechen.

Im Moment ist das Homestudio angesagt: Verschiedene Hintergründe für Online Meetings aber auch für Youtube Videos. Ein Podcast Bereich mit Social Media geeigneter Sitzecke. Genauso wird auch in den Konzernen ein professioneller Remote Arbeitsbereich Einzug nehmen. Als EA sind Sie schneller gewappnet, wenn Sie mit unerwarteten Situationen konfrontiert werden. Sie sind immer einen Schritt voraus. 

Angst verhindert den technischen Fortschritt

Wir sind Gewohnheitstiere. Aber wenn wir analysieren, wo wir uns gerade befinden, wovor wir wirklich Angst haben, ist das ein Beginn einer Reise, die spannend, motivierend sein kann und den beruflichen Horizont erweitert. Und nicht zu vergessen – häufig führen neue Geschäftswege zu neuen Märkten. Veränderung kann bewirken, dass ich mich plötzlich in einem riesigen Möglichkeits-Meer (ein Ausdruck meiner geschätzten Kollegin Monika Herbstrith-Lappe) wiederfinde. Als EA haben sie oft einen großen Wettbewerbsvorteil, nicht nur in der Krise. Nützen Sie die Chance der Veränderung und seien Sie gespannt, wohin Sie der Weg als Early Adopter führt.

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