Vortragende mit Impostor Syndrom leiden besonders an Lampenfieber

“Ich kann das nicht.”
“Im Präsentieren bin ich ganz schlecht.”
“Wieso fragen sie nicht die Kollegin?”
“In der Nacht vor der Präsentation kann ich kaum mehr schlafen.”

Wenn KundInnen zu mir ins Büro kommen, damit wir gemeinsam an ihren Vortragsskills arbeiten, starten wir meist mit einer Analyse. Ich sehe mir dann genau an, wie sie atmen und sprechen. Ich beobachte Mimik, Gestik und Körpersprache und höre mir an, was sie hemmt, auf die Bühne zu gehen oder weshalb sie nur ungern vor anderen Menschen präsentieren. Meist kann es meine Kundschaft gar nicht in Worte fassen.

Nicht selten kommt bei meiner Analyse folgende Vermutung heraus:

Impostor Syndrom (englischer Begriff für Betrüger), welches besonders unter den High Performern sehr weit verbreitet ist.

Klar, ich bin keine Psychologin und ich stelle auch keinerlei Diagnosen. Trotzdem habe ich schon viel Erfahrung mit dem Hochstapler Syndrom und erkenne rasch mögliche Symptome. Meine Erfahrung ist: Menschen, die unter dem Impostor Syndrom leiden, haben besonders starkes Lampenfieber.

Kann ich wirklich was oder bin ich nur ein Fake? Besonders High-Achiever, Vortragende, SchauspielerInnen und SpitzensportlerInnen gehören zur Zielgruppe. Menschen, die viel leisten, von anderen dafür bewundert werden. Die jedoch nicht an sich selbst glauben. Impostor-Syndrom Betroffene zweifeln so stark an sich und deren Leistung, dass sie sich für eine Mogelpackung halten.

Oskar Preisträgerin Jodie Foster sagte:

[Zitat aus dem Artikel: “Jodie Foster Given Leadership Award,” washingtonpost.com, 2007.]

Menschen mit Impostor Syndrom reden sich stets ein, nichts Besonderes zu sein. Sie sind der Meinung, dass alle anderen mehr wissen als sie selbst und sie es daher nicht verdient haben, auf einer Bühne zu stehen. Die größte Angst dabei: Irgendwann von KollegenInnen, KundInnen, Führungskräften, ZuschauerInnen, etc. als HochstaplerIn ertappt zu werden. Dabei sind sie – im Gegensatz zu echten HochstaplerInnen – keine SchaumschlägerInnen. Sie erkennen nur ihre eigene Leistung nicht an. Fast die Hälfte erfolgreicher Personen kennen Impostor-Gedanken und -Gefühle. All diese Befürchtungen sind irrational. Dies gilt es, zu begreifen.

WIE ÄUßERT SICH DAS HOCHSTAPLERSYNDROM BEI VORTRAGENDEN?

Ganz klar: im LAMPENFIEBER.

Betroffene glauben so wenig an sich und ihre Leistung, dass sie selbst nach einer erfolgreichen Präsentation, einer Prüfung, einer Rede der Meinung sind, dass ihr Erfolg nur äußeren Umständen zu verdanken ist: dem Glück, dem tollen Team, den rücksichtsvollen ZuschauerInnen. Schon beim nächsten Projekt kommen wieder dieselben Gedanken: hoffentlich merkt niemand, dass ich keine Ahnung habe!

Können wir daran arbeiten? Ja, wir können es. Es ist fokussiertes Lampenfiebertraining und die Arbeit am Selbst-Bewusstsein. Eine echte Persönlichkeitsentwicklung. Meine KundInnen verlassen das Training mit einen neuen Bewusstsein und wachsen über sich hinaus.  Ich habe bereits viele oft sehr erfolgreiche Menschen dabei begleitet, und es ist jedes Mal großartig, diese Entwicklung zu beobachten. Manchmal fallen mir meine KundInnen vor Zufriedenheit um den Hals. In Coronazeiten mussten sie sich wirklich hart zurückhalten :-D.

WAS KÖNNEN BETROFFENE TUN?

  • AHA Moment – Bewusstsein

Zuerst einmal sich dessen bewusst werden, dass sie möglicherweise unter dem Impostor Syndrom leiden. Viele meiner KundInnen haben vor meiner Erwähnung noch nie etwas davon gehört. Es ist wie ein AHA Moment, wenn sie erfahren, dass sie nicht alleine mit ihren Selbstzweifeln sind.

Da ich keine Psychologin bin, bitte ich meine KundInnen, bei denen ich diesen Komplex vermute, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Falls sie nicht ohnehin schon in psychologischer Behandlung sind (kommt häufig vor), dieses Thema mit der/dem Expertin zu besprechen. Mehr gehe ich auf dieses Thema nicht ein. Schon gar nicht auf die Ursachen. Das entzieht sich meiner Kompetenz.

  • Selbstbild – Fremdbild

Während der Analyse konzentriere ich mich vor allem auf das Fremdbild. Meine KundInnen vergleichen dieses im Anschluss mit ihrem Selbstbild. Natürlich kann man auch FreundInnen, Familie oder KollegInnen beim Fremdbild um Hilfe bitten. Je weniger uns die Person, die uns einschätzt, kennt, umso authentischer wird die Beschreibung.

  • Schwächen in Stärken umwandeln

Jetzt heißt es: alle Eigenschaften, die uns stören, werden zuerst analysiert und dann ins Positive gewandelt bzw. eliminiert. Zum Beispiel Perfektionismus: diese Eigenschaft treibt uns einerseits zu Höchstleistungen an, andererseits werden wir immer unzufrieden mit uns sein. Weil auch die sehr gute Leistung nicht ausreicht. Ein ewiges Streben nach mehr ist ok, solange uns dieses Streben nicht negativ beeinflusst. Ich sage immer: 80% reichen aus!

  • Keine Angst, Fehler zu machen

Je weniger wir uns selbst wichtig nehmen, umso entspannter werden wir beim Vortragen sein. Wir alle kennen die Aussage: nur durch Fehler werden wir besser! Genau so ist es. Sollte der Vortrag tatsächlich völlig in die Hose gegangen sein (was er in den meisten Fällen nicht ist), dann schreiben wir uns eben auf, welche Fehler wir gemacht haben (wenig Vorbereitung, falsches/kompliziertes Wording, unverständliche oder langweilige Inhalte, Sprechfehler, Füllwörter, Ähms, …) und konzentrieren uns beim nächsten Mal auf die Korrekturen dieser Fehler. Peu à peu werden wir dadurch besser. Versprochen.

 

Es gibt noch viele weitere Punkte, die ich in meinen Trainings behandle. Das Impostor Syndrom ist bei meinen KundInnen individuell stark ausgeprägt und äußerst sich dadurch auch sehr unterschiedlich.

 

Der nächste Tag der Analyse (5 Termine pro Jahr) wird im kommenden Newsletter bekanntgegeben.

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